Nachdem wir gestern erst auf Big Island angekommen waren und uns den Kilauea Vulkan im Volcanoes Nationalpark angesehen hatten, stellte sich uns die Frage: Wo kann man auf Big Island Hawaii flüssige Lava sehen? Die Antwort war ganz einfach: bei einer Lava-Trekking-Tour und Wanderung mit einem erfahrenen Guide. Gemeinsam mit Götz, den wir am Vortag kennengelernt hatten, geht es heute zur Lava-Tour.
Nach nur 3 Stunden Schlaf wurden wir um 2.00 Uhr geweckt. Nachdem wir dann so einigermaßen wach waren, ging es um 02.30 Uhr los. Nach einer zügigen Fahrt von Volcano kamen wir nach einer guten Stunde um 3.30 Uhr in Kalapana im Puna District an.
Wir fuhren noch ein Stück weiter die Kaimu Chain of Crater Road entlang, bis wir an einem Schild „Restricted Access“ Authorized Personal Only ankamen. Da wir zu früh hier waren, war auch unser Guide noch nicht da, doch hier waren wir auf dem richtigen Weg. Das Schild wies auf die Lava Viewing Area, also auf einen Aussichtspunkt zur Lava-Beobachtung, hin – und wir waren ganz klar außerhalb der Öffnungszeiten hier. Wir warteten 10 Minuten, aber unser Guide war immer noch nicht zu sehen. Wir beschlossen weiter geradeaus zu fahren, da wir nicht genau wussten, wo der Treffpunkt war. Die Straße wurde immer schmaler und schlechter – hier kam nichts mehr. Wir wendeten und im Lichtkegel der Scheinwerfer sahen wir, wo wir uns befanden – mitten im Lava Feld! Der Puls raste. So etwas hatten wir bisher noch nicht gesehen. Überall nur Lava, soweit das Licht der Scheinwerfer reicht. Wir fuhren zurück zum Schild und warteten nun hier.
Chris, unser Guide für die Lava-Wanderung, kam pünktlich um 3.45 Uhr und wir fuhren mit ihm in die Richtung, aus der wir gerade gekommen waren. Noch ein ganzes Stück weiter kamen wir dann auf den Parkplatz der Lava Viewing Area. Nach einer freundlichen Begrüßung, Vorstellung und ein bisschen Small Talk erklärte uns Chris, was uns erwarten würde. Dann mussten wir eine Verzichtserklärung auf alles unterschreiben. Jetzt wurde uns bewusst, auf was wir uns eingelassen hatten und ganz ungefährlich war es anscheinend auch nicht.
Wir bekamen dann von ihm eine Einweisung über das richtige Verhalten auf der Lava und wir wurden mit einem Stock und einer Stirn-Lampe ausgestattet. Natürlich hatten wir auch ausreichend Wasser, Snacks und Sonnenschutz dabei.
Lava-Trekking-Tour: zu Fuß über Lava
Wir gingen um 04.30 Uhr los – es war noch stockfinster! Eine gute Stunde gingen wir in absoluter Dunkelheit über Lava-Felder. Der kleine Lichtstrahl unserer Stirnlampen half uns bei jedem Schritt einen sicheren Stand zu bekommen. Es war absolut beschwerlich über die Lava zu klettern. Überall waren Spalten, Hohlräume, scharfe Kanten, tiefe Gräben und loses Geröll. Gegen 5.30 Uhr kamen die Dämmerung und der Sonnenaufgang – jetzt geht es besser. Der Anblick der Lava war überwältigend und trostlos zugleich. Wir befanden uns mitten in einer unwirklichen Mondlandschaft. Mit der Sonne kam nun auch die Hitze.
Nach 2 Stunden Lava Wanderung wurde es auch von unten heiß. Wir standen auf 4 Tage alter Lava, überall um uns herum flimmerte die Luft und durch Ritzen konnten wir die rotglühende Lava direkt unter uns entdecken. Wow! Doch wir waren noch nicht am Ziel unser Wanderung und unser Lava-Tour Guide suchte nach fließender Lava an der Oberfläche.
Nun ging es kreuz und quer über die Lava und manchmal machten wir einen großen Bogen um einen bestimmten Fleck, an dem es zu heiß und zu gefährlich war. Chris erwies sich als sehr erfahrener und umsichtiger Guide.
Wir befanden uns südöstlich und direkt unterhalb vom Vulkan „Puʻu ʻOʻo“, der immer noch aktiv ist. Die Lava des Vulkans fließt über eine große ebene Richtung Meer – direkt unter unseren Füßen. Um oberirdisch fließende Lava zu sehen mussten wir weiter nach oben – noch näher an den Vulkan. Wir kletterten nochmal 2 Stunden über die Lava, diesmal steil bergauf. Es wurde immer heißer: von oben brannte die Sonne und von unten die Lava.
Endlich hatten wir es geschafft: wir standen auf einem aus Lava gebildeten Vorsprung, einem sogenannten Schild, irgendwo unterhalb des Vulkan Puʻu ʻOʻo und hier floss die rotglühend die Lava.
Mitten in der Lava auf Big Island
Wir richteten auf einem etwas erhöhten Lavaschild ein kleines Lager ein und sicherten so unsere Rucksäcke und die Fotoausrüstung. Überall um uns herum dampfte und zischte es ständig. Genau unter uns befand sich auch ein Lava-Strom. Von oberhalb unserer Position floss die Lava auch überirdisch genau in unsere Richtung und wir konnten die Lava gut beobachten.
Nun näherten wir uns vorsichtig der rotglühenden und flüssigen Lava. Bis auf ca. 1 m konnte man sich kurz heranwagen, ehe die Hitze fast unerträglich wurde. Um nicht zu verbrennen, hatten wir uns dick mit Sonnenschutz (LSF 50) eingecremt. Chris erklärte uns die verschiedenen Arten von Lava und er hatte sichtlich viel Spass daran, sein Wissen weiterzugeben.
Die Pahoehoe – Lava ist dünnflüssig, 1200 °C heiß und bildet eine relativ glatte Oberfläche. Die Kruste der Pahoehoe – Lava bildet kleine Schollen und erstarrt sehr schnell. Man kann sie schon nach wenigen Sekunden betreten, sollte allerdings nicht darauf stehen bleiben. Unter der Kruste fließt die Lava weiter und bildet ständig neue Schollen, Kissen, Beulen und Finger. Wird der innere Druck zu groß, dann brechen diese Beulen und Kissen auf und die Lava fließt heraus und bildet neue Schollen. Dieses Naturschauspiel ist wirklich einmalig, wunderschön, aber auch gefährlich. Manchmal platzt eine große Scholle einfach auf, die Lava schwappt förmlich heraus und sucht sich einen Weg. Die Lava ist unberechenbar!
Im Gegensatz zur Pahoehoe – Lava ist die zweite Art, die Aʻa – Lava, scharfkantig und ungleichmäßig geformt. Die Aʻa – Lava ist die zähflüssige Form der Lava, bildet zackige Brocken und ist etwas dunkler. Wir konnten von unserer Position einige Aʻa – Lavaströme mit zackiger Lava erkennen.
Wir beobachteten den Lava-Fluss und waren einfach nur fasziniert. Ab und zu kreisten über uns Hubschrauber mit Touristen, die auch die fließende Lava sehen wollten, doch nur bei einer Lava-Tour kommt man richtig nah heran. Einmal hat es für ein paar Minuten geregnet und die Regentropfen trafen zischend auf die Lava und verdampften sofort. Das Geräusch war irgendwie unheimlich und es machte uns wieder bewusst, dass wir auf glühend heißer Lava standen, die zum Teil nur wenige Minuten alt war – und immer wieder brachen die Schollen auf und Lava quoll heraus.
Nach gut 2 Stunden mitten in der Lava stellten wir fest, dass immer mehr Lava von der Anhöhe in unsere Richtung floss. Die Lava sprudelte jetzt aus vielen Spalten heraus und näherte sich unserer Position. Unser Lava-Guide Chris drängte uns zum Rückzug und so machten wir uns um 10.30 Uhr auf den Rückweg. Wir kletterten also wieder von dem aus Lava geformten Hügel hinunter und bewegten uns im Zick-Zack-Kurs um Hotspots herum Richtung Parkplatz. Schon jetzt waren wir total kaputt und am Ende unserer Kräfte. Um uns herum nur Lava – kein Baum, kein Haus, absolut kein Anhaltspunkt. Gegen 13.00 Uhr sahen wir endlich Bäume und konnten erahnen, wo der Parkplatz war. Nachdem wir nun eine Richtung hatten, ging Chris voraus und der Abstand zu ihm vergrößerte sich immer mehr. Bei diesem Tempo konnten wir nicht mehr mithalten. Es war ein unwegsames Gelände über das endlose Lava-Feld und wir hatten große Mühe die riesigen Spalten zu überwinden.
Wir kamen auf dem Rückweg an einem Auto und einem Gewächshaus vorbei, welche von der Lava einfach überrollt wurden. Wir wussten, jetzt ist es nicht mehr weit. Chris war die letzten Meter vorgerannt und hatte seinen Pickup geholt, um uns beim Eintreffen an der Lava Viewing Area die letzten Meter zum Parkplatz zu fahren. Punkt 14.00 Uhr waren wir bei unseren Autos – völlig fertig und total am Ende. Chris versorgte uns mit kühlen Getränken und wir ruhten uns ein paar Minuten aus.
Dann kam die Security zu uns. Wir sollten unsere Autos um parken, da die Lava Viewing Area jetzt geöffnet ist. Als wir hier eintrafen, war es stockfinster und wir haben unsere Autos einfach nur abgestellt. Jetzt sahen wir, dass es eine Parkordnung gab. Wir stellten also unsere Autos richtig ab und ruhten uns noch etwas aus.
Da wir wirklich riesigen Hunger hatten, fragten wir Chris nach einer Empfehlung für ein Restaurant in der Nähe. Er beschrieb uns ein sehr gutes Restaurant im nächsten Ort, nur 10 Minuten entfernt. Wir verabschiedeten uns von Chris und von Götz, dem wir die „spontane“ Lava-Tour verdankten und fuhren also nach Pahoa. Das Restaurant haben wir nicht gefunden, stattdessen haben wir beim Mexikaner gegessen. Danach kauften wir noch schnell Wasser bei Seven Eleven und fuhren zurück nach Volcano in unsere Lodge. Dort kamen wir gegen 17.00 Uhr völlig erschöpft an und vielen sofort ins Bett. Wir schliefen sofort ein und der Schlaf dauerte 12 Stunden!
Lava Trekking – Tour mit Chris Arruda
Chris Arruda ist Hawaiianer und bietet auf Big Island Lava-Trekking-Touren an. Er hat dabei selbst jede Menge Spass und natürlich auch das Aloha-Feeling. Wir waren absolut begeistert von seiner Umsicht in Bezug auf unsere Sicherheit und von der Ausstattung. Chris hatte einfach alles dabei, was man bei einer Lava-Wanderung braucht und war sogar auf Notfälle vorbereit. Auf seiner Seite http://bigislandoutfitters.com findet man weitere Informationen und kann Chris als Guide für eine Lava Trekking-Tour buchen. Wir würden und werden es auf jeden Fall wieder tun. Die Lava Tour ist sehr empfehlenswert, erfordert aber eine gute Kondition.